Wenn unser Jahrbuch erscheint, sind es nur noch ein paar Tage und die Europaschule bekommt Besuch aus Italien.
23 Mädchen und Jungen und zwei Begleiterinnen aus Amatrice werden vom 10. bis 14. Juli 2017 bei uns in Storkow sein, weil wir sie eingeladen haben, eine erlebnisreiche Ferienwoche in Deutschland zu verbringen.
Warum haben wir das getan?
Die Schülerinnen und Schüler stammen, aus der kleinen Stadt, die im Sommer 2016 von einem Erdbeben fast völlig zerstört worden war.
Ganz Europa nahm Anteil; es gab viele Hilfs- und Spendenangebote.
Deshalb hatten mein guter Freund Daniele, ein Journalist aus Rom, der in Amatrice geboren und aufgewachsen ist, und ich die Idee, ein etwas anderes Hilfsprojekt zu starten: Wir wollten einer Schulklasse aus Amatrice unbeschwerte und unvergessliche Ferientage in Deutschland bereiten...
Bei der Schulleitung und dem Lehrerkollegium der Europaschule fiel diese Idee gleich auf fruchtbaren Boden – aber welche Breite die Aktion „Schülerhilfe für Amatrice“ einmal erlangen sollte, davon hätte ich damals nicht zu träumen gewagt.
Auf einem Flipchart im Lehrerzimmer wurden zunächst Ideen von Lehrern und von Schülern gesammelt – und erste Geldspenden gingen ein.
Die Schüler der 10. Klassen grillten und verkauften Bratwürste und spendeten den Erlös; andere Schüler verschnitten eine Hecke bei ihrer Lehrerin und bekamen dafür einen kleinen Obolus, den sie für das Projekt „Schulhilfe Amatrice“ spendeten und auf dem Storkower Stadtfest haben zwei Schülerinnen der 8a unsere Schule vertreten und u.a. auch das Projekt Amatrice vorgestellt und weitere Spenden eingesammelt.
Das „Europa-Café“ während der „Europa-Woche“ an der Schule, in dem typische Gerichte aus europäischen Ländern angeboten wurden, erbrachte für das Amatrice-Projekt eine stolze Summe von 280,00 Euro. Sogar unsere Flüchtlingskinder spendeten jeder einen oder zwei Euro, wofür Zutaten für ein typisch deutsches Essen, Kartoffelsalat und Würstchen, für das „Europa-Café“ gekauft wurden.
Nachdem dann der Förderverein der Schule „mit ins Boot geholt“ worden war und ein Spendenkonto eingerichtet, ging es richtig los! Eine, wie ich denke, bisher beispiellose Spendenaktion begann, die von 5.-€ bis 600.-€ pro Spender reichte und weit über die Stadtgrenzen von Storkow hinausging.
Wir haben mit Stand vom 15.Juni 6.470,00 € auf dem Spendenkonto – eine Summe, die ich am Anfang nicht für möglich gehalten hätte...
Nun sind die Flüge gebucht, das Programm steht und für alle Schülerinnen, Schüler und Betreuerinnen sind Gast-Eltern gefunden worden, die sich schon auf ihre „Kinder für eine Woche“ freuen.
Die „kleinen Italiener“ werden während ihrer Erlebniswoche in und um Storkow von der Klasse 8a begleitet, die sich um die Essensversorgung oder die Nachmittagsgestaltung an manchen Tagen kümmert, oder ihnen hilfreich bei einem Stadtbummel durch Berlin zur Seite stehen wird. Und wer weiß, vielleicht wird ja sogar die eine oder andere Freundschaft geboren, auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht.
Auch einige Schüler aus anderen Klassen, deren Familie ein Gastkind aufnehmen wird, werden bei unseren Unternehmungen dabei sein:
Eine Stadtbesichtigung Storkows nach vorheriger Begrüßung durch die Bürgermeisterin, eine Kahnfahrt durch den Spreewald, ein Besuch im „Irrlandia“ mit Tour durch den Hochseilgarten, Kanufahren auf dem Glubigsee und dann ein Grill-Abend mit allen Schülern, Lehrern, Gastfamilien und Sponsoren im Hirschluch stehen auf dem Programm.
Der Abstecher in die Bundeshauptstadt Berlin wird einen ganzen Tag in Anspruch nehmen; Mittagessen gibt es an keinem geringeren Ort als dem „Hotel Adlon“ – eine typische Berliner Currywurst und ein Getränk für jeden, gesponsert vom Hotelmanagement.
Den krönenden Abschluss wird ein Besuch der Sommerrodelbahn in Petersdorf bilden – und wenn die italienischen Mädchen und Jungen am gleichen Abend in ihren Flieger nach Hause steigen, werden sie bestimmt gleich in den Flugsesseln einschlafen...
Ich bin begeistert, wie sich die Schüler und Lehrer unserer Schule, aber auch viele Storkower, ganz besonders die im Mittelstandsverein zusammengeschlossenen Gewerbetreibenden engagiert und eingebracht haben – ALLE wollten den leidgeprüften Kindern aus der Erdbebenstadt Amatrice eine Freude machen, ihnen zeigen, dass es in unserer so viel rauer gewordenen Welt doch noch Hilfsbereitschaft, Uneigennützigkeit und Freundschaft gibt.
Und mir persönlich hat die Vorbereitung dieser Ferienaktion noch etwas ganz Besonderes gegeben: Ich habe die Schülerinnen und Schüler unserer Schule, ihre Eltern, viele Storkower Bürgerinnen und Bürger, Geschäftsleute – nicht nur aus Storkow, sondern z.B. auch aus Ranzig – auf eine Art und Weise kennen und schätzen gelernt, die ich „im normalen Alltag“ ganz bestimmt so nicht erlebt hätte.
Ich danke an dieser Stelle schon einmal allen herzensguten Beteiligten und werde NACH dieser Woche von den Erlebnissen der deutsch-italienischen Woche berichten.