Schuljahr 2012/13



Aktuelle Veranstaltungen


"Der wird noch Tore schießen"

von Elmar Darimont

Schüler der Europaschule Storkow lernten Roboter zu bauen und zu programmieren / zweiwöchiges Projekt am bbw-Bildungszentrum in Frankfurt/Oder

Schüler der Europaschule Storkow haben zwei Wochen im bbw-Bildungszentrum in Frankfurt/Oder verbracht, um im Rahmen des Projektes Robotech einen Roboter zu bauen und soweit zu programmieren, dass er Fußball spielen kann. Gefördert wurde das Projekt von der Initiative Oberschule (IOS).


"Das ging doch eben noch" sagt Florian schon ein wenig frustriert, nachdem er Jurkke wieder mal auf dem nachgebauten Fußballfeld getestet hat. Jurkke ist der Roboter, den er mit Robert gebaut hat und von dem er ein paar geniale Spielzüge und natürlich auch schöne Tore beim bevorstehenden Klassenturnier erwartet. Bis dahin muss aber noch heftig an der Programmierung von Jurkke gefeilt werden. Dass er rückwärts fährt, wenn er den roten Spielball erkennt, dürfte im Spiel nicht besonders förderlich sein. Zwei Wochen dauert das Projekt ‚Robotech', für das die Schüler der Klasse 9b der Europaschule Storkow jeden Tag zum bbw Bildungszentrum in Frankfurt/Oder gefahren werden, um in einer anderen Umgebung mit anderem Material andere Aufgaben zu bewältigen. Entworfen wurde Robotech von bbw-Ausbilder Sebastian Saul, der das Projekt auch leitet und sichtbar begeistert ist von NXT Mindstorms, dem Grundmaterial für das Projekt. Das lego-Set stellt den Schülern neben zahlreichen Rädern, Steck- und Verbindungsteilen, mehrere Motoren, einen Ultraschall-, einen Bewegungs-, einen Tast- und einen Farbsensor zur Verfügung. Das wichtigste Teil des Ganzen aber ist der NXT-Brick, gewissermaßen das Gehirn des Roboters, auf dem die gesamte Programmierung gespeichert wird. Und hier stoßen die Schüler auch bald an die größten Schwierigkeiten. Das anfängliche mechanische Zusammenbauen eines Roboters nach Anleitung war noch einfach, und auch das Programmieren bestimmter Grundbewegungen bereitete noch keine größeren Probleme. Die stellten sich aber ganz schnell ein, als es darum ging, einen Roboter nach eigenen Vorstellungen zu bauen und diesem das zu ihm passende Bewegungsprogramm zu schreiben, sodass er es schafft, in einem Duell Roboter gegen Roboter einen Ball ins gegnerische Tor zu schießen. Einem Hindernis ausweichen, im richtigen Moment geradeaus fahren, oder rückwärts oder eine leichte Drehung machen, dazu noch die passende Schussbewegung, alles das macht der Roboter, wenn es ihm aufgetragen wurde. Und nur dann. Schnell merken die Schüler, dass er gnadenlos das macht, was sein Programm enthält. Kleinste Fehler bei der Programmierung führen zu völlig sinnlosen Bewegungen. Da nicht auf zu geben, immer wieder nach der Lösung zu suchen, erfordert sehr viel Ausdauer. Dranbleiben an einem Problem ist neben dem Training logischen Denkens eine zentrale Zielstellung des Projekts. Und Zusammenarbeit. Immer wieder zeigt sich in den Kleingruppen, dass einer die Sache an sich reißt und die anderen sich zurücklehnen. Dass nur die Addierung der einzelnen Ideen und Fähigkeiten innerhalb der Gruppe zu einem guten Ergebnis führt, zeigen Lukas und Jonny. Ziemlich lange haben sie ganz ruhig, aber eben zusammen, an ihrem Roboter gearbeitet. Lange sah es so aus, als würden sie weit zurück liegen, aber dann war es ihr JoKurt, der das erste Turnier für sich entscheiden konnte. "Wir wollen die Jugendlichen spielerisch an das Thema Technik heranführen und darüber hinaus das selbstständige und kreative Denken sowie die Teamfähigkeit fördern" erklärt Hans-Jürgen Burau vom bbw Bildungszentrum. Die Einrichtung, die die verschiedensten Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und Berufsausbildung sowie beruflicher Weiterbildung anbietet, freut sich über das Programm Initiative Oberschule (IOS), ohne dessen Finanzierung ein so aufwendiges Projekt nicht möglich wäre.
Freitag, letzter Tag. Nicole, Christin und Lysiane sind etwas angespannt. Tagelang haben sie unter Anleitung von Ausbilderin Jana Schütze eine Präsentation des gesamten Projekts vorbereitet. Nachdem sie in der ersten Woche mit ihren Mitschülern mitgebaut und mitprogrammiert hatten, haben sie dann eine eigene Gruppe gebildet, Fotos gemacht, Schüler interviewt, Folien angefertigt und alles zusammengestellt, was das Robotech ausmacht. Sie werden das Projekt noch öfters vorstellen und weiter publik machen. Schließlich soll Robotech zuhause weiterleben. Deshalb gehen die Roboter und die dazugehörigen Baukästen auch in den Besitz der Europaschule über. "Robotech bietet so viele Möglichkeiten, dass es schade wäre, wenn es bei den zwei Wochen bleiben würde. Eine Schülergruppe des Oberstufenzentrums Täuffelen in der Schweiz hat mit ein paar Zusatzelementen sogar einen Roboter gebaut, der Nudeln kochen konnte" sagt Ausbilder Sebastian Saul, die weitere Motivierung der Schüler schon im Blick.
Und dann ist es soweit, das Abschlussturnier steht an. Die Roboter haben sich entwickelt, aber mit dem Toreschießen haben sie immer noch große Probleme. Am Ende hat Ole, die Kreation von Toni, Christin und Carlo, die Nase bzw. den Greifer vorn und erringt den ersten Platz. Aber die beste Beurteilung von Ausbilder Sebastian Saul erhält Jurrke. Wenn auch einige kleine Fehler am Ende die tollen Tore vereitelt hätten, so sei seine Programmierung im Grundsatz doch am weitesten entwickelt. Florian will es dabei nicht bewenden lassen: "Das kriegen wir schon noch hin, der wird noch Tore schießen."


Initiative Oberschule (IOS)

Das Programm stellt den rund 140 Brandenburger Oberschulen Mittel zur Verfügung, damit sich diese zu attraktiven Lernorten entwickeln können. Dabei geht es insbesondere um die Finanzierung berufsorientierter Projekte. Im Vordergrund des Programms steht daher die qualitative Verbesserung des schulischen Angebotes für alle Schüler. Auf diese Weise sollen die Schulen in Ergänzung zum Unterricht eigene Konzepte entwickeln, um den Schülern bessere Schulabschlüsse zu ermöglichen. Zudem will man erreichen, die Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen zu verbessern sowie ihr Selbstbewusstsein zu stärken. In der aktuellen Förderperiode (2007 bis 2013) wurden rund 25 Millionen Euro für die Initiative bereitgestellt. Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, der Bundesagentur für Arbeit und des Landes Brandenburg.



Das Spiel hat begonnen



Dennis Wach (vorne) und Florian Müller mit ihren Computern