Schuljahr 2007/08


"Igittigitt- was ist denn das?"
Flex-Klasse an der Europaschule auf den Spuren der Sinne
von Elmar Darimont

Fünf Arztpraxen hatten am Freitag in der Flex-Klasse von Klassenlehrerin Anke Michalski aufgemacht. Den fünf Sinnen wollten die Erst- und Zweitkläßler auf die Spur kommen. Schon die ganze Woche über hatten sie sich in diesem fächerübergeifenden Projekt mit ihrem Körper und dessen Wahrnehmungsorganen beschäftigt. Zuerst hatten sie gelernt, die vielen Körperteile begrifflich klar zu benennen, sie hatten sich Gedanken darüber gemacht, wie wohl Menschen leben, die wegen Verlust oder eingeschränkter Funktion eines Sinnesorgans behindert sind. Selbstverständlich sollte das Projekt ihnen auch die Bedeutung täglicher Körperpflege als wichtigen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge vermitteln.
Ein ganzer Tag war der Zahnpflege gewidmet. In verschiedenen Stationen, die jeweils von einem Erst- und einem Zweitkläßler als Chefs betreut wurden, konnten die Kleinen z.B. mit Zahnbürsten rechnen, ungeordnete Bilderfolgen zu einer Geschichte zusammenlegen oder in einem Puzzle die wichtigsten Putzregeln erarbeiten.
Am Freitag mischten sich dann mehrere Mütter nach medizinischem Schnellstudium in das Projekt ein. Bei 'Nasenärztin Dr. Verena Fischer' drehte sich alles ums Riechen. Die Renner waren die leicht angefaulten Sardellen und der Gorgonzola. 'Augenärztin Dr. Nancy Kochler' testete die Sehfähigkeit der Schüler mit Tests wie beim Profi, Verwirrbildern und Daumenkino. Bei 'Ohrenärztin Dr. Dana Malig' wurden den Kindern bekannte Geräusche vorgespielt und sie sollten die Quelle ermitteln. Und 'Zungenärztin Dr. Anne-Kathrin Pothier' gab ihnen allerhand Erwartetes und Unerwartetes von süß bis sauer, bitter und salzig zu schmecken. Richtig heftig wurden die Reaktionen bei 'Dr. Daniela Teske', die als Hautärztin für das Fühlen zuständig war. In einem Karton verborgen sollten die Kinder blind in einen in Wasser aufgeweichten Marshmellow greifen. Dabei ging es nicht darum zu erraten, was sie dort in der Hand hielten, vielmehr sollten sie das Gefühl beschreiben, das dadurch ausgelöst wird. "Glitschig, glibberig, rutschig, kalt, fass doch mal in Götterspeise" waren einige der Reaktionen. Mirko Marulli zog gar die Hand empört sofort wieder zurück: "Igittigitt - was ist denn das?"
Und dann wurde getanzt: der Gefühle-Blues. Der geht so, wie man sich gerade fühlt. Bei guter Laune geht es schneller, und alle Körperteile, denen es gerade gut geht, muss man benennen. Bei schlechter Laune geht es langsam, die Tänzer krümmen sich vor Magenschmerzen und halten sich den Kopf, der ständig weh tut. Hier ging es um ein spielerisches Erfassen der Beziehung zwischen Geist und Körper. "Die Kinder sollen lernen, auf die Signale des Körpers zu hören", sagt Klassenlehrerin Anke Michalski. "Sie sollen abchecken, ob ihnen irgendetwas Unangenehmes wie z. B. ein Streit auf der Seele bzw. auf dem Magen liegt, oder ob da wirklich der Körper gerade das Problem hat". Vielen wird dieser Zusammenhang nicht neu gewesen sein, wissen wir doch alle, wie sich ungelöste Probleme oder auf uns zukommende schwierige Situationen oft über den Körper ausdrücken. Ein Schüler wusste gleich ein Beispiel aus eigener Erfahrung beizusteuern.
Die Erfahrungen mit dem Projekt waren so überzeugend, dass die nachfolgenden Jahrgänge sich wohl schon freuen können. Auch sie werden mit allen Sinnen riechen, sehen hören schmecken und fühlen können.

Bilder des Projektes - Zum vergrößern anklicken!